Das Buch der Göttlichen - Band II (Verrat und Krieg)
Kapitel I - Brakals Verrat
Aus der Abschrift einer der Schriftrollen aus dem Tempelhaus von Torus stammt eine weitere interessante Passage über das Ende der göttlichen
Zeit und den Beginn von Brakals Verrat.
Als die Götter nach und nach Verantwortung in Shandra'ar übernahmen, bemerkte Brakal,
daß er ihnen fast alles beigebracht hatte, was er konnte. Kam er in das Gebirge, so war dort Landir und grub tief in die Erde, ging er zum Meer oder den
Flüssen, fand er dort Algant umgeben von den Geschöpfen des Wassers. Auch in den Wäldern fand er kaum etwas zu tun, Kinara und Tanir sorgten sich
um alles.
Als zudem noch die sterblichen Rassen die Welt betraten und sich den Göttern zuwandten, zog
sich Brakal entäuscht ins Herz der Welt zurück und war zuerst traurig.
Doch aus seinem Kummer wuchs langsam der Zorn und schliesslich wurde Haß daraus. Hatte nicht
er die Gebirge aus der Erde gehoben? Hatte nicht er die Meere und Flüsse geschaffen? Würden ohne ihn die Wälder nicht schon längst verdorrt sein?
Brakal sprach viel zu sich selbst und nach einer langen Zeit hatte er sich selbst davon überzeugt,
daß der Namenlose ihn verraten hatte und ihm seine, Brakals Schöpfung entreissen wollte.
Der einzige, mit dem Brakal sich noch öfters unterhielt war Asdaron, der wie er die Dunkelheit
dem Licht vorzog. Asdaron besuchte ihn im Herz der Welt und manchmal erschien Brakal sogar in den dunklen Wäldern um Asdaron aufzusuchen.
Bei einem solchen Besuch bemerkte er, daß die Daron sich vor ihm verbeugten und ihn (auch auf Anweisung Asdarons hin) verehrten. Im Zentrum ihrer Stadt sah er eine
grosse Säule, auf der zwei Statuen standen. Eine davon stellte Asdaron und die andere zu Brakals Erstaunen sein eigenes Ebenbild dar.
Dies gefiel Brakal, er genoß die Ehrerbietungen der Daron und kam nun immer öfters hierher
und war vorerst zufrieden. Doch was war mit den anderen Völkern? Die Svanir mieden ihn, die Menschen fürchteten ihn und den Gnomen und Zwergen war er egal.
Wieso erboten sie ihm nicht dieselbe Ehrerbietung wie die Daron?
Wieder regte sich der Zorn in Brakal und so schmiedete er einen Plan.
Als Asdaron ihn das nächste mal besuchte, erzählte ihm Brakal, daß er gehört habe
wie die anderen Götter über die Daron und die von Asdaron geliebten dunklen Wälder gesprochen hätten. Die anderen Götter wollten das Licht auch
in diesen Teil Shandra'ars bringen und die Daron, welche ihrer Meinung nach keine Schöpfung des Namenlosen waren vom Angesicht Shandra'ars entfernen.
Dies konnte und wollte Asdaron zuerst nicht glauben, doch Brakal sprach eindringlich zu ihm und da
die Lüge bis dahin Asdarons Herz nicht erreicht hatte, wurde er immer überzeugter, daß Brakal die Wahrheit sprach.
Doch da er nicht glauben konnte das der Namenlose dies zuließ, wollte er zuerst mit seinem Vater
sprechen. Wieder warnte ihn Brakal und sagte ihm, daß der Namenlose damit einverstanden sei, da auch er das Licht Galdrans in jedem Winkel Shandra'ars leuchten
sehen wolle.
So stark waren Brakals Worte, die mit mächtigen Zaubern verwoben waren, daß Asdaron ihm
wieder Glauben schenkte. Verzweifelt fragte er Brakal:
"Doch was soll ich tun? Wie kann ich den Untergang meines Volkes verhindern?"
Brakal sprach zu Asdaron, daß dieser mit seiner Gemahlin am nächsten Morgen zu ihm kommen
sollte, dann würde er mit ihnen einen Plan schmieden, wie das Verhängnis von Asdarons Volk abgewendet werden könne.
So ging Asdaron noch in derselben Nacht nach Norden, suchte seine Frau Uria auf und erzählte ihr,
was er von Brakal erfahren hatte. Doch Uria wollte ihm nicht glauben und auch Asdaron geriet in Zweifel, da er nun nicht mehr unter dem Bann Brakals stand, doch
überredete er Uria dazu, ihn am nächsten Morgen zu Brakal zu begleiten.
Gift in ihre Herzen pflanzend flüsterte ihnen Brakal an nächsten Morgen zu, was zu tun sei
und wieder wob er seine mächtigsten Zauber in die Worte und Asdaron und Uria glaubten ihm.
Er erklärte ihnen, daß ihre Geschwister bereits ihre Völker rüsteten um die
dunklen Wälder von den Daron und allen Geschöpfen der Nacht zu befreien. Zu Urias Entsetzen berichtete Brakal daß auch ihr Volk, die Tro'hal, aus der
Geschichte Shandra'ars getilgt werden solle.
Doch wenn Asdaron und Uria ihre Völker ebenfalls mit Waffen und Rüstungen versehen würden, um den schändlichen Taten ihrer Geschwister zuvorzukommen,
könnte ihre Vernichtung abgewandt werden.
Brakal selbst wollte ein Auge auf die anderen Götter werfen und Uria und Asdaron warnen, wenn
diese zum Kampf bereit wären. Dann sollten die Völker Asdarons und Urias nach Alsgar marschieren, die Stadt umschliessen und ihre Geschwister damit zu zwingen
den Kampf aufzugeben um ein Blutvergiessen zu verhindern.
Asdaron und Uria stimmten diesem Plan zu und so kehrten sie in ihre Heimat zurück und begannen
umgehend ihre Völker zu rüsten. Da Asdarons Daron Meister mit dem Bogen waren, ließ er ihre Pfeile zur Sicherheit in die vielfältigen Gifte der Nacht
tauchen.
Urias Tro'hal hingegen hatten hauptsächlich Harpunen mit denen sie die Robben auf dem Eis erlegten und Äxte, die sie zum Bau ihrer Eishäuser benutzten.
Sie ließ die Äxte schärfen und aus den dicken Fellen der Robben stellten sie Rüstungen her.
Während sich Asdaron und Uria so vorbereiteten, hinterging Brakal sie jedoch. Er ging zu Pantur
und erzählte diesem, daß seine Geschwister den Plan gefasst hätten alleine über alle Völker auf Shandra'ar zu herrschen und zum Krieg
rüsten würden.
Natürlich glaubte ihm Pantur nicht und Brakal wagte nicht seine Magie einzusetzen um Pantur wie
zuvor Asdaron zu beeinflussen. Also griff er zu einer weiteren List, die er ersonnen hatte. Er sagte Pantur, daß dieser doch der Herr der Winde sei. Er solle diese
befragen was in den Wäldern Asdarons und im kalten Norden von Urias Reich vorgehe.
Dies erschien Pantur ein guter Rat und so schickte er nach dem Wind des Nordens und des Südens.
Als der Nordwind eintraf, befragte er ihn, was in den Landen Urias geschehe und der Wind antwortete
seinem Herrn aufrichtig, daß er gesehen habe, wie die Tro'hals sich unter der Führung Urias zum Krieg rüsteten.
Noch während Pantur diese Nachricht ungläubig aufnahm, erschien der Südwind und auch
diesen befragte Pantur.
Als auch dieser antwortete, daß in den dunklen Wäldern die Daron Waffen trugen und sich
für den Krieg rüsteten wurde Pantur über alle Maßen zornig. Er rief die anderen Götter nach Alsgar und eröffnete ihnen, was er erfahren
hatte. Lange berieten sie, was zu tun sei und schliesslich kamen sie zu dem Entschluß, einen Boten zu Uria und einen weiteren zu Asdaron zu schicken um die beiden
zu einer Beratung nach Alsgar einzuladen.
Pantur schickte seinen Herold in die dunklen Wälder des Südens während Algant den
König der Svanir nach Norden zu Uria sandte. Doch Brakal, der sich während dieses Treffens im Hintergrund hielt, hörte von ihrem Plan und freute sich,
denn alles lief so wie er es geplant hatte.
So schnell er konnte, suchte er Asdaron auf und erzählte ihm, daß Pantur bereits
Späher ausgesandt hätte um die Armee sicher in Asdarons Lande zu führen. Er riet Asdaron dazu, den Befehl zu geben alle Späher die entdeckt
würden mit ihren Pfeilen zu vertreiben. Und wieder vernebelte er Asdarons Geist mit seiner Magie und diesem schien der Rat gut. Er gab den Befehl an seine
Krieger weiter, jedermann den Zutritt in sein Reich zu verwehren und mit den Pfeilen auf jeden zu schiessen der es versuchte, jedoch niemanden zu verletzen. Die
Krieger wunderten sich, doch waren sie Asdaron treu ergeben und so befolgten sie seinen Befehl ohne Widerspruch.
Als der Bote Panturs unbewaffnet auf den Wald zuritt, taten die Krieger Asdarons wie ihnen befohlen
war und schossen ihre Pfeile auf ihn ab. Doch Brakal, der sich in der Nähe versteckt hielt, hatte ihre Pfeile durch die vergifteten ausgetauscht und lenkte ihre
Richtung ab so daß der Herold getroffen und schwer verletzt sein Pferd wendete um zu seinem Herrn zurückzukehren.
Schneller als Panturs Winde reiste Brakal nun nach Norden zu Uria und warnte auch sie, daß
Algant einen Späher schicken würde, der aus der Sicherheit des Wassers heraus das Heer seines Herrn leiten sollte. Brakal gab Uria den Rat überall auf
dem Eis der Küste Wachen aufzustellen und sie mit Harpunen zu bewaffnen.Sollte ein Späher entdeckt werden solle sie ihn durch die Wächter verjagen lassen.
Wieder unterlegte er seine Worte mit Magie und Uria wurde wie ihr Gemahl getäuscht. Sie tat wie Brakal ihr geraten hatte.
Als nun der König der Svanir nach Norden schwamm, suchte er eine Lücke im Eis und tauchte auf
um sich umzusehen, doch Brakal hatte ihn schon früh bemerkt und als der Kopf des Königs aus dem Eis auftauchte lenkte er die Hand des Wächters, welcher
dem König am nächsten stand und schleuderte dessen Harpune und durchbohrte das Herz des Svanir.
Schnell kehrte Brakal zurück zu den Göttern, die auf Antwort von ihren Gesandten warteten
und kaum hatte er sich wieder unter sie gemischt, taumelte der Herold Panturs in den Kreis der Götter und starb in den Armen seines Herrn. Mehrere vergiftete Pfeile
steckten in seinem Körper und jeder sah, daß es die Pfeile der Daron waren. Groß war Panturs Zorn, der Himmel verdunkelte sich, Sturmwolken zogen auf
und Blitze brachen aus ihnen hervor und versengten die Erde. Doch während der Sturm tobte kamen einige Svanir vor Angst zitternd hinzu und mit sich trugen sie den
toten Körper ihres Königs. Die Harpune steckte noch in seinem Herzen und allen war klar, daß dies die Waffe eines Tro'hals war. Nun schrie Algant in Schmerz
und aus den Sturmwolken Panturs ergoß sich ein Hagel, der das Korn auf den Feldern niederdrückte und alle sterblichen verbargen sich in ihren Hütten
und Häusern und jammerten.
Kapitel II - Der Krieg der Götter
Als sich Panturs Wutausbruch legte und nur noch der kalte Zorn in ihm war, begann er alle die willens
waren um sich zu scharen und viele schlossen sich ihm an. Auch Landir und viele der Zwerge und Gnome rüsteten sich nun zum Krieg. Selbst Ilenia kam mit vielen Menschen
nach Alsgar um Pantur zu unterstützen.
Die grösste Schaar kam jedoch mit Algant, denn die Svanir hatten ihren König verloren und waren fast so zornig wie Algant selbst. Nur die Ältesten und die
Kinder blieben in ihrer Stadt zurück, alle anderen folgten ihrem Herrn nach Alsgar.
Einzig Kinara weigerte sich in den Krieg zu ziehen und schliesslich folgte Tanir ihrem Beispiel,
denn er vertraute seiner Gemahlin, obwohl er im innersten fühlte, daß er seinen Geschwistern helfen müsste.
Brakal beobachtete dies alles und wie er es versprochen hatte, warnte er Uria und Asdaron,
daß Pantur und Algant mit ihren Armeen nun zum Aufbruch bereit wären.
Wie es geplant war, führte Asdaron daraufhin die Krieger seines Volkes im Dunkel der Nacht
von Süden und Uria ihre Tro'hals von Norden auf Alsgar zu.
Am Morgen erblickten Pantur und die anderen Götter mit Entsetzen, daß Alsgar von den
Armeen Asdarons und Urias umschlossen war.
Asdaron trat hervor und forderte Pantur auf, die Waffen zu strecken. Doch Panturs Zorn den der
Tod seines Herolds ausgelöst hatte war immer noch sehr stark und er forderte eine Erklärung von Asdaron.
Dieser war verwundert, denn seine Daron hatten ihm nur berichtet, daß sie einen Späher
vertrieben hatten und so nannte er Pantur einen Lügner. Wieder schwoll der Zorn in Pantur an und er zog sein Schwert und ging auf seinen Bruder zu. Als dieser
das Funkeln in Panturs Augen sah, gab er den Befehl eine Pfeilsalve über die Köpfe seiner Feinde abzufeuern.
Hier beging Brakal seinen einzigen Fehler, denn er hielt sich im Dunkel der Bäume versteckt
und sah nun seinen Triumph in unmittelbarer Reichweite. Wie bereits zuvor setzte er seine Magie ein und lenkte die Pfeile ab. Viele senkten sich zu früh und trafen
in die dichten Reihen der Menschen, Zwerge und Gnome. Pantur, der dies sah gab den Befehl zum Angriff und so tränkte sich der Boden Shandra'ars zum
erstenmal mit dem Blut der sterblichen Völker.
Doch Ilenia spürte, daß hier Magie am Werk war und da sie viele Jahre alle Arten der
Magie studiert hatte, erkannte sie daß nur Galdran oder Brakal der Verursacher sein konnte. Da jedoch der Atem Galdrans am Himmel zu sehen war, kam nur Brakal
in Frage und als Ilenia dies entdeckte, versuchte sie ihre Brüder zu warnen, doch es war bereits zu spät.
Viele starben an diesem Tag und lange wogte der Kampf hin und her. Dann schien es als ob Pantur
mit der Unterstützung seiner Geschwister langsam die Oberhand gewinnen würde.
Als Brakal, der die verzweifelten Schreie Ilenias hörte, die ihn beschuldigten der Verursacher
all dieses Übels zu sein, bemerkte, das Asdaron zu unterliegen drohte, floh er aus Alsgar, doch immer noch hatte er einen Plan, der ihm zum Sieg verhelfen sollte.
Dem Fluß der durch Alsgar zum Meer hin führte folgend, am Turm Ilenias vorbei betrat er Seestadt und dort erschlug er alle Kinder, Frauen und Alten die er
fand und keiner blieb verschont.
Durch den Lärm der Schlacht hörte und fühlte Algant das Unglück seines Volkes
und so verliessen er und seine Krieger Alsgar um mit den Wellen des Flusses nach Seestadt zu eilen. Doch kam er zu spät, er fand nur noch die Toten.
Ohne die Hilfe der Svanir die Urias Tro'hals im Norden bekämpften, durchbrachen diese die
dünnen Reihen der Verteidiger und drangen in die Stadt ein. Doch stellte sich ihr nun Landir gegenüber und seine Zwerge hielten den Ansturm auf.
Währenddessen trafen Pantur und Asdaron aufeinander und nach zähem Ringen durchtrennte
Panturs Schwert den Mantel der Dunkelheit, der Asdaron umschloss und trennte den rechten Arm seines Bruders ab.
Hier endet das 2. Buch der Göttlichen...
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