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Das Buch der Jagd

Vorwort

Lieber Leser, es ist mir ein echtes Bedürfnis, ihnen in diesem Buch den Glauben der Gilkaschar an die Altehrwürdige Mutter näherzubringen. Daher werde ich im folgenden Auszüge aus verschieden heiligen Schriften meines Volkes verwenden um ihr Verständnis zu meinem Glauben zu vertiefen.

Schalách neat Caldhár
Pigant, den 1. Tanar 576 nvZ

Jul'dar vom Clan der grossen Klaue


Die Jagd der Altehrwürdigen Mutter

Seit jeher jagte die Altehrwürdige Mutter mit ihren zwei Schwestern Galdra und Braka auf der Ebene von Valhar ihre Beute, nie wurde sie müde, stets hungerte sie nach dem Fleisch ihrer Opfer. Eines Tages, nach unendlichen Zeiten der Jagd und der Ekstase des Fressens, war sie alleine in der Savanne unterwegs und hatte gerade eine Witterung aufgenommen, da erspähte sie an einem kleinen Bach einen Jäger, der sich dort unter einem Baum ausruhte.

"Ein Jäger auf der Jagd macht Beute, ein Jäger der ruht wird Beute"

Leise pirschte sie sich an den unaufmerksamen Jäger heran, doch gerade als sie zum Sprung ansetzte und im die Kehle zerreissen wollte, erblickte der Jäger sie und legte sich flach auf den Boden und beschwor sie, ihn am Leben zu lassen.

Amüsiert fragte die Altehrwürde Mutter ihn, was er ihr denn anzubieten hätte, damit sie ihn verschone. Da umwarb er sie, machte ihr Komplimente über ihre unvergleichliche Kraft und Geschicklichkeit und verführte sie.

Dies gefiel der Altehrwürdigen Mutter und so lies sie den Jäger einstweilen am Leben. Doch nach einiger Zeit wurde sie träge, ihr Leib schwoll an und sie war kaum noch in der Lage auf die Jagd zu gehen. Ihr Gemüt verfinsterte sich zusehends und der Jäger, welcher bei ihr geblieben war fürchtete sich. Er überlegte was er tun konnte, und beschloss die Altehrwürde Mutter zu töten, schliesslich war er ein Jäger und sie in ihrem Zustand nur noch ein leichte Beute für ihn.

Zu seinem Unglück hatte die Altehrwürdige Mutter ähnliche Gedanken, und als er sich schliesslich leise an sie heranschlich, das Maul für den tödlichen Biss weit geöffnet, traf ihn unvermittelt ihre Pranke und zerquetschte ihn. Die Ehrwürdige Mutter labte sich an seinem Fleisch und schlummerte eine Weile unter dem Baum am kleinen Bach.

Sie erwachte jedoch bald wieder, denn ihr Leib schmerzte und sie fragte sich schon ob das Fleisch des Jägers verdorben gewesen wäre, als plötzlich ein sengender Schmerz ihren Leib durchzuckte. Und so gebar sie ihre vier Kinder.

Zuerst erschien Pantara, gefolgt von ihrer Schwester Sira. Doch das dritte Kind wollte nicht geboren werden, denn es war Tag und es verabscheute das Licht. So dauerten die Wehen bis zum Sonnenuntergang, erst dann wurde Asdara geboren und am Ende der Nacht, wenn es am kühlsten ist, erblickte Ura als letztes das Licht der Welt.

Die kleinen drückten sich eng an ihre Mutter und balgten sich um ihre Milch während die Altehrwürdige Mutter sie abschleckte und ihren Geruch aufnahm. Während der nächsten Tage verblieben sie an dem Baum und die Kleinen wuchsen rasch.


Die wilde Jagd

Inzwischen waren Galdra und Braka auf der Suche nach ihrer Schwester. Schliesslich nahmen sie ihren Geruch auf und diesem folgend fanden sie die Altehrwürdige Mutter mit ihren Kindern unter dem Baum am Bach.

Doch war der Geruch der Kleinen ihnen fremd und sie knurrten diese an, so daß sie sich ängstlich an ihre Mutter schmiegten. Da erhob sich die Altehrwürdige Mutter, stellte sich vor Galdra und Bakra und hieb ihnen mit der Pranke über die Schnauzen, so daß sie blutende Wunden davontrugen. So kam es, daß sich zwischen den Tanten und ihren Nichten keine Liebe entwickelte.

Auch wenn sich nach einiger Zeit alles beruhigte und sich ihre Kinder prächtig entwickelten, bemerkte die Altehrwürdige Mutter, daß Galdra und Braka ihre Abneigung gegenüber dem Nachwuchs kaum verbergen konnten und ihr Hunger auf frische Beute beständig wuchs. Die Altehrwürdige Mutter musste ständig auf der Hut sein und konnte die kleinen keinen Augenblick aus den Augen lassen.

Da fasste sie den Entschluß, zum Schutz ihrer Kinder, die Savanne zu verlassen und mit ihren Schwestern weiterzuziehen. So kam es, daß die Altehrwürdige Mutter mit Galdra und Braka zur wilden Jagd aufbrachen, sie sprangen in den Nachthimmel und jagen seither dort, bis zu dem Tag an dem die letzte Beute gefressen und nichts mehr übrig sein wird als die Leere.

Sieht man bei Nacht an den Sternenhimmel, so kann man die drei bei der wilden Jagd sehen. Sie umkreisen Shandra'ar, lauern und beobachten die Welt, bereit zum Sprung und zum tödlichen Biß.


Schwestern des Herdfeuers

Bevor die Altehrwürdige Mutter jedoch ihre Kinder verließ, versammelte sie die stärksten und geschicktesten Jägerinnen der Savanne um sich herum und befahl ihnen, ihren Kindern zu dienen.

Aus Angst selbst zur Beute zu werden oder auch aus Ergebenheit zur Altehrwürdigen Mutter beugten sich die Jägerinnen und dienen seither in Treue den vier Kindern der Altehrwürdigen Mutter.

Unter dem Baum am Bach wurde das Herdfeuer entzündet und einige der schwächeren Jäger sind seither damit beauftragt es am leben zu erhalten, denn wenn es stirbt, so wird die letzte Beute geschlagen und nur noch die Leere übrig sein.

Viele Zeitalter vergingen und als die vier schliesslich ausgewachsen waren, kam ihnen kein Jäger Shandra'ars mehr gleich an Kraft, Mut und Geschicklichkeit. Sie erfreuten sich mit ihren Schwestern an der Jagd und am Geruch der Angst, den ihre Beute verströmte und versammelten sich am Abend am Herdfeuer um sich zu wärmen und die Jagd zu feiern.

Ihre Diener tischten ihnen frisches Fleisch auf und füllten die Trinkbecher mit dem Blut der Beute. Laut waren die Abende und in der Savanne verkroch sich alles lebende und zitterte ängstlich beim Brüllen der Jäger.


Sharkal und die Geburt der Gilkaschar

Als nun viele Jagden vorüber und viel Feiern gehalten waren, kam ein neuer Jäger in den Dienst des Herdfeuers. Sein Name war Sharkal und für ein Männchen war er groß und stark. Er hatte den Geruch der vier aufgenommen und bemerkt, daß sie bereit zur Paarung waren, doch war er dabei nicht der erste. Am Baum über dem Bach hing so manch ein Schädel von einem Jäger, der sich angemaßt hatte eine der vier zu erobern.

Doch Sharkal war gewieft, und so goß er den vieren und ihren Jagdschwestern den gegorenen Saft von Trauben in die Trinkbecher mit Blut und nach einer langen Nacht des Feierns fielen die Schwestern schliesslich in einen traumlosen Schlaf. Dies nutzte Sharkal und paarte sich mit allen vieren. Doch hatte er übersehen, daß Tanira, eine der Schwestern des Herdfeuers, kaum etwas getrunken hatte und früh aus ihrem Schlummer erwachte.

Schnell wie ein Pfeil war sie über ihm und schnitt Sharkal seinen Kopf ab. Doch war es da schon zu spät. Die vier wurden schwanger und gebaren je 5 Bälger, und so waren die Gilkaschar auf der Welt angekommen.

Angewidert verstiessen die Vier ihre Nachkommen und setzten sie in der Weite der Savanne aus, damit sie zumindest als Beute bei der Jagd dienen konnten. Doch einige entkamen und versteckten sich. Langsam wuchsen sie heran, doch erreichten sie nicht die Größe und Stärke ihrer Mütter. Sie verteilten sich in der Savanne und vermehrten sich.

Hier endet das Buch der Jagd, doch die Jagd selbst hat erst begonnen.


Praktizierter Glaube

Nachdem sie, lieber Leser sich nunmehr ein klareres Bild über die Altehrwürdige Mutter und den Glauben der Gilkaschar machen konnten, möchte ich ihnen im folgenden noch aufzeigen, wie sich das Buch der Jagd in der alltäglichen Welt der Gilkaschar auswirkt.

Das Matriarchat: Darauf beruht der gesamte Glaube der Gilkaschar, im gesamten Buch der Jagd nehmen die weiblichen Jäger die vorherrschende Stellungen ein, ja es wird sogar nur ein einzige männlicher Jäger benannt, Sharkal, und dessen Taten wie auch sein Ende zeigen schon die Dominanz des weiblichen.

Polygamie: Unter den Gilkaschar weit verbreitet, beruft sich die polygame Ehe zwar auf das Buch der Jagd, da jedoch das Verhältnis weiblich zu männlich bei den Gilkaschar bei ca. 3:1 liegt, wäre es ansonsten auch kaum möglich die Zahl der Gilkaschar zu erhalten oder gar zu vergrößern.

Der Status, den männliche Gilkaschar im Sozialgefüge einnehmen und die Partnerwahl durch die Weibchen, veringern die Chancen der Männer auf eine Ehe noch zusätzlich. So sind Ehen bekannt, bei denen bis zu 7 Weibchen sich einen Gefährten teilen.

Der Bluttrunk: Weibliche Gilkaschar trinken keinen Alkohol, mit einer Ausnahme. In der Hochzeitsnacht, wenn die dunkelste Stunde naht, offeriert ein Gilkaschar seiner Gefährtin einen Kelch frischen Blutes, vermengt mit Wein. Erst wenn sie diesen vor der Hochzeitsgesellschaft leert, gilt die Ehe als gültig.

Das Herdfeuer unter dem Baum am Bach: Es gibt bei den Gilkaschar keine Tempel oder Schreine. An vielen Bächen wird jedoch unter einem heiligen Baum ein Herdfeuer unterhalten. Behütet wird der Ort von einer Schamanin, alt an Jahren und mit großer Erfahrung in der Jagd. Sie schürt das Feuer, und nimmt die Trophäen der Gilkaschar entgegen, reinigt sie und befestigt sie an den Ästen des Baumes. Nur sie entscheidet, welche Trophäe würdig ist und eine Gilkaschar kann stolz sein, wenn während ihrer langen Jagd auch nur eine davon akzeptiert wird.

Die Schamanin: Anhand der Fellzeichnung erkennen die Gilkaschar schon gleich nach der Geburt, welche Schwester später zur Schamanin ausgebildet werden soll. Sie wird nach der Entwöhnung, also nach ca. 2 Jahren, zum Herdfeuer unter dem Baum am Bach gebracht und dort von der Schamanin unterwiesen und ausgebildet.

Die Schamanin hütet das Herdfeuer und ist für alle religiösen Fragen des Rudels zuständig. Bis auf das Buch der Jagd, werden alle weiteren Geschichten, Legenden und Sagen mündlich überliefert. Daher dauert es viele Jahre, bis eine Ausbildung zur Schamanin abgeschlossen ist.

Schamanen sind die einzigen Gilkaschar, die in ihrem ganzen Leben auf keine Jagd gehen. Sie erhalten ihr Fleisch von den Besuchern des Herdfeuers unter dem Baum am Bach, welches diese zur Opferung an die Vier mitbringen.